Frag dich nicht, ob es gut ist 🫣
Schreibe, was geschrieben werden will (und lass es dann in die Welt hinaus)
Auf meiner Festplatte rotten etliche begonnene Texte, Buchentwürfe und sogar ganze eBooks vor sich hin. Noch größer ist die Zahl der Texte, die ich geschrieben und dann wieder verworfen habe.
Alles, was es nicht durch den Filter meiner hohen Ansprüche an mich selbst geschafft hat.
Ein Teil von mir findet das normal. Nicht alles, was ich schreibe, ist gut - und ich will die Welt nicht mit meinen geistigen Ergüssen quälen. Ein gewisser Qualitätsanspruch ist doch wichtig, zumal die Content-Flut ja dank AI und Marketing-Wahnsinn immer weiter zunimmt.
Aber es gibt da noch den anderen Teil. Der findet es schade. Schade um die Zeit. Und vor allem schade um die Worte, die es nicht in die Welt hinaus schaffen - obwohl sie eigentlich gut genug wären. Obwohl sie möglicherweise das Potenzial hätten, die Sicht eines Menschen auf die Welt und damit sein Leben zu verändern …
Dieser Teil von mir ahnt, dass ich zu hart mit mir ins Gericht gehe und viel zu sehr zensiere - und dass ich viel sichtbarer und auch wirkungsvoller sein könnte, wenn ich einfach mal alles raushauen würde. Oder wenigstens ein bißchen mehr.
Wenn du so willst, ist dieser Text für mich. 🫣
Vielleicht bist du anders. Vielleicht machst du dir um all das gar keine Gedanken. Du schreibst oder nimmst Videos auf, und dann veröffentlichst du sie - oder auch nicht. Wie gesagt, das ist schon ok, es geht nicht darum, mit Gewalt alles in die Welt zu posaunen, was uns gerade im Kopf herumgeht (und andererseits wäre auch das ok).
Aber vielleicht bist du ein bißchen so wie ich. Voller Kreativität, aber total unsicher, wie diese in der Welt ankommt. Dann ist dieser Text auch für dich. 💖
Meine Unsicherheit ist meine größte Bremse. Sie führt dazu, dass ich geschriebene Texte nicht veröffentliche, aber auch, dass ich bereits veröffentlichte nicht teile - oder sogar wieder zurückziehe.
Meine Unsicherheit sorgt dafür, dass ich ewig an Texten feile. Sie optimiere, umformuliere, ändere - manchmal bis sie totoptimiert sind.
Meine Unsicherheit führt sogar dazu, dass ich Texte oft gar nicht erst schreibe. Dann trage ich eine Idee tage- oder wochenlang mit mir herum, aber ich weiß nicht, wie ich anfangen soll und ob das überhaupt jemand lesen will, und statt zu schreiben tue ich tausend Dinge, die mir wichtiger erscheinen (von der Welt anerkannter sind).
Besonders schlimm wird es, wenn ich bereits eine kleine Community habe, die Texte einer “bestimmten Qualität” von mir erwarten (wie ich mir erzähle). Diese Menschen haben mir bereits ihr Vertrauen geschenkt - ich will sie nicht enttäuschen.
Unsicherheit scheint mein Ratgeber, damit ich nicht Schrott abliefere.
Manchmal liefere ich dann stattdessen gar nichts ab. Wochenlang. Und je länger ich zögere, desto größer wird sie - die innere Stimme, die mir sagt, dass ich nicht gut genug bin (und schreibe).
Dabei ist Unsicherheit nur ein Gedanke. In der Regel ein sehr bekannter, der bereits in der Kindheit ordentlich Nahrung erhalten hat und daher groß und stark geworden ist. Er scheint sehr wahr zu sein, weil wir schon unser ganzes Leben mit ihm verbringen.
Aber nur weil wir einen Gedanken oft denken, wird er nicht wahrer.
Was bedeutet überhaupt “gut genug”? Wer entscheidet, ob ein Text “gut” ist? Ja, wir haben in der Schule gelernt, was gute Texte ausmacht - aber ganz ehrlich? Für mich machen korrekte Rechtschreibung und Grammatik und ein logischer Aufbau einen Text noch lange nicht zu einem guten Text - der mir etwas gibt.
Wenn es so wäre, könnten wir AI das Schreiben komplett überlassen.
Viele “gute” Texte nach schulischen Kriterien sind leer, ermüdend und einfach nur total langweilig.
Für mich ist ein guter Text ein echter Text, einer, der mich hinter die Kulissen blicken lässt, der mir zeigt, wie die Welt für jemand anderen wirklich aussieht, oder der sich liest wie ein lockeres Gespräch unter Freunden.
Aber das sind MEINE Kriterien, und das heißt nicht, dass das für die ganze Welt gilt.
Und das ist genau der Punkt: Menschen sind verschieden. Geschmäcker sind verschieden. Erwartungen sind verschieden. Du kannst nicht wissen, ob dein Text aus Sicht der Welt “gut” ist - wenn du ihn nicht in die Welt entlässt.
Und sogar dann kann es sein, dass niemand ihn liked, niemand dir folgt - und dass das dennoch überhaupt nichts mit der Qualität des Textes zu tun hat. Vielleicht ist er einfach nicht sichtbar genug - oder vielleicht nicht für die richtigen Menschen.
Die, für die er gedacht ist.
Ich finde (wenn ich mich nicht auf mich, sondern auf dich fokussiere):
Wenn wir schreiben, was geschrieben werden will, in den Worten, die gerade in uns sind - dann ist ein Text immer gut. Denn dann ist er echt, kommt aus dem Leben, aus der Liebe und er ist es wert, geteilt zu werden.
Sogar, wenn niemand ihn liest.
Eine Rose fragt sich doch auch nicht, ob es jemandem gefällt, dass sie blüht, oder welche Größe oder welche Farbe für ihre Blüten besser ankommen würden.
Sie blüht einfach wie sie blüht. Echt. Manche finden es gut, andere nicht - und die meisten bemerken es überhaupt nicht. Und das ist ok.
Denn wir sind nicht hier, um von anderen bemerkt zu werden. Wir sind nicht hier, damit Menschen uns gut finden. Wir sind nicht hier, um uns selbst zu filtern, zurückzuhalten oder zu verbessern.
Wir brauchen keine Bestätigung und keinen Zuspruch von anderen - und wir brauchen auch überhaupt nicht gut sein, um wertvoll zu sein. Unser Wert ist uns in die Wiege gelegt - und nichts, was wir tun oder nicht tun, schreiben oder nicht schreiben, kann diesen Wert verändern.
Wir sind hier, um zu leben, um uns auszudrücken, uns zu zeigen - zu blühen, und zwar so, wie das Leben uns gemacht hat.
Geh los und blühe und frage dich nicht, ob irgendjemand es gut findet.
Alles Liebe
Bettina 🌼
Danke für die Erinnerung, liebe Bettina. ❤️